Eine kleine Geschichte der Ziemetshauser Schule
Schon im 15. Jahrhundert gab es in Ziemetshausen eine Schule
Schon im 15. Jahrhundert gab es in Ziemetshausen eine Schule. Diese darf man sich allerdings nicht so vorstellen wie Schulen, die wir heute kennen. Der Mesner unterrichtete beispielsweise zusätzlich zu seinem Dienst in der Kirche in den Wintermonaten die Kinder in Lesen, Schreiben, Rechnen, Religionslehre und Singen. Der Schulbesuch war freiwillig, der Unterricht fand im Mesnerhaus statt.
Für seine Bemühungen bekam der Mesner von den Eltern Lebensmittel wie Brot, Milch, Mehl, aber auch Holz und Geld. Von 1600 ab war der „Schulmeister“ in Ziemetshausen auch Gerichtsschreiber. Weil es jetzt mehr zu unterrichtende Kinder waren, wurde ein „Schulknecht“ angestellt, der den Schulmeister unterstützen musste und als Cantor in der Kirche tätig war.
Schule im 18. und 19. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert musste für die Kinder, die die Schule besuchten, Schulgeld bezahlt werden. Ab 1781 wurde für arme Kinder das Schulgeld aus Mitteln der Spitalstiftung bezahlt. Seit 1802 gibt es in Bayern das Schulpflichtgesetz, das damals einen 7-jährigen Schulbesuch vorschrieb. Weil die Zahl der zur Schule gehenden Kinder stark angewachsen war, musste das Spital ab 1817 ein Zimmer als Schulzimmer abgeben. So zählte die Volksschule in Ziemetshausen um das Jahr 1860 durchschnittlich 210 Werktags- und 84 Feiertagsschüler. Nach dem Gesetz hatten alle Kinder nach einem abgeschlossenen 7-jährigen Volksschulbesuch weitere drei Jahre die Sonn- und Feiertagsschule zu besuchen. Diese fand an den Sonn- und Feiertagen vormittags von 10 Uhr bis 12 Uhr statt. Es gab zu dieser Zeit zwei Lehrer und einen Gehilfen.
1876 wurde ein neues Schulgebäude erreichtet
Das Mesnerhaus, das als Schulhaus diente, war schon sehr baufällig und so beauftragte 1876 die politische Gemeinde den Maurermeister Thaddäus Leitenmayer mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes. Dieses Gebäude (zwischen Kirche und Bäckerei Bosch) wurde bis 1964 als Schulhaus benutzt. Es kostete damals 13.400 Gulden. 4500 Gulden davon bezahlte die Herrschaft Seyfriedsberg. Von der Restsumme hatte die Kirchenstiftung 2/3 und die Gemeinde 1/3 zu tragen. Das Mesnerhaus wurde 1878 abgebrochen. Mit der Erbauung des neuen Schulhauses erfolgte auch die Trennung des Schul- und Mesnerdienstes.
Gründung einer landwirtschaftlichen und gewerblichen Fortbildungsschule
In Ziemetshausen wurde schon früh die Bedeutung der Ausbildung des gewerblichen und bäuerlichen Nachwuchses erkannt. So gründete der damalige Pfarrer Mathias Bach 1865 eine gewerbliche und landwirtschaftliche Fortbildungsschule. Die Schüler besuchten in der Regel beide Unterrichtsarten. Der Unterricht fand nur in den Wintermonaten an 8 Stunden in der Woche statt. Unterrichtsfächer waren Rechnen, Geometrie, Zeichnen, gewerbliche und Ackerbauchemie, Buchführung und Korrespondenz. Schüler im Alter von 14-25 Jahren konnten diese Fortbildungsschule besuchen. Der Besuch war freiwillig und umfasste zwei Winterkurse. 1892 reichten die 3 Schulräume (zwei im Schulhaus und einer im Spital) für die Volksschule nicht mehr aus und es musste ein weiterer Raum und eine Lehrerwohnung im Spitalgebäude eingebaut werden.
Unser heutiges Schulgebäude wird in der Bahnhofstraße errichtet
Da dies eine Notlösung war, ließ die Gemeinde vom Maurermeister Johann Baur aus Ziemetshausen ein neues Schulgebäude in der Bahnhofstraße erstellen. Diese Schule mit zwei Lehrsälen und zwei Lehrerdienstwohnungen wurde im Sommer 1908 eingeweiht. Sie kostete 50.000 Mark. Der Eingang befand sich in der Bahnhofstraße, gegenüber der Metzgerei Wurm. Ein altes, strohgedecktes Haus, das vor dem Eingang stand, als die Schule gebaut wurde, brannte noch vor Fertigstellung der Schule ab.
1904 bauten zuerst Uttenhofen und 1908 die Gemeinde Schellenbach eigene Schulhäuser. Deshalb gehörten 1908 nur noch Muttershofen und Roppeltshausen zum Schulverband. Die Bauhofener Kinder gingen gastweise nach Schellenbach in die Schule. In Ziemetshausen gab es 4 Klassen: den 1. Schülerjahrgang als Vorbereitungsklasse; den 2./3. Jahrgang als Unterklasse; den 4./5. Jahrgang, die Mittelklasse und den 6./7. Schülerjahrgang, die Oberklasse.
Schulreformen vor und nach dem 2. Weltkrieg
1935 wurde die 8. Volksschulklasse eingeführt. Alle im Gewerbe tätigen Schüler mussten ab diesem Jahr drei Jahre die Krumbacher Berufsschule besuchen. Nach 1945 mussten die Mädchen, die die Haushaltsführung lernten, in die Berufsschule nach Thannhausen oder Krumbach. Ab 1952 besuchten auch die landwirtschaftlichen Lehrlinge die Landwirtschaftsschule in Krumbach.
Nach dem Kriegsende 1945 waren nur zwei Lehrkräfte für die vier Volksschulklassen vorhanden. Jede Lehrkraft musste eine überfüllte Klasse versorgen. Dazu kamen in den folgenden Jahren die Kinder der Vertriebenen, die nach Ziemetshausen gekommen waren.
Ein Anbau wird dringend benötigt
So zählte die Volksschule im Schuljahr 1947/48 306 Schüler, die von 6 Lehrkräften in 7 Klassen, aber in nur 4 Sälen in Schichtunterricht unterrichtet wurden! Wegen der fehlenden finanziellen Mittel der Gemeinde konnte erst 1964 der dringend notwendige Aus- und Erweiterungsbau des Schulgebäudes verwirklicht werden. 4 Klassenzimmer, 2 Gruppenräume, 1 Werkraum, 1 Gymnastikhalle samt Dusch- und Umkleideräumen, Lehrmittel-, Lehrer- und Schulleiterzimmer sowie eine Aula entstanden. Die Gesamtkosten betrugen 980 157 DM.
Es besuchten 179 Schüler die Schule. Kombiklassen waren 3/4, 5/6, 7/8. Nach der Schulreform 1969 wurden die Schulen in Schellenbach und Schönebach (bis 1970) Außenstellen der Volksschule Ziemetshausen. Der Schülertransport erfolgte mit Schulbussen und das 9. Schuljahr wurde eingeführt. Die Volksschule Uttenhofen wurde aufgelöst. Im September 1972 kamen zwei weitere Klassenzimmer, ein Handarbeitsraum und ein Schulleiterzimmer (Verlängerung des Ganges im Erdgeschoss) zum Anbau von 1964 dazu. Nun war es möglich, alle 8 Klassen mit insgesamt 296 Kindern im Schulgebäude unterzubringen.
Aufgrund der Ölkrise von 1973 wurde im Folgejahr die 5-Tagewoche in der Schule eingeführt. Trotz geringer werdenden Schülerzahlen hatte sich die Zahl der Klassen 1982 auf 10 erhöht. So mussten der Handarbeitsraum und ein Gruppenraum als Klassenzimmer verwendet werden. Im Schuljahr 1993/94 wurde der Schuleingang neu gestaltet. Die Außentreppe wurde erneuert und mit einer Glaskonstruktion überdacht.
1994 mussten wieder zwei Klassen im Spitalgebäude unterrichtet werden. Die beengten Verhältnisse zeigten sich auch im kleinen Schulleiterzimmer, das sich Rektor, Konrektor und Sekretärin teilen mussten und im 14 qm großen Lehrerzimmer für 15 Lehrer sowie im fehlenden Handarbeitsraum.
Der Hyazinth-Wäckerle-Brunnen wird errichtet
1996 zum 100. Todestag von Hyazinth Wäckerle ließ der Hyazinth-Wäckerle-Verein vor der Schule den Wäckerle-Brunnen aufstellen.
2003 - 2005 Generalsanierung und Anbau
Im Juli 2003 war es dann endlich soweit. Der Spatenstich für Schulhausanbau und Generalsanierung wurde gemacht. Das Bauvorhaben wurde maßgeblich durch den neuen Bürgermeister Anton Birle vorangetrieben. Während der Arbeiten waren die 1. Klassen wieder imSpital ausgelagert. Die Eltern hatten vorher die Räume dort saniert. 2004 konnten die 4 Klassenzimmer und der Handarbeitsraum im Neubau bezogen werden.
2005 - 2006 Bau der Barbara-von-Radnoth-Halle
Im Herbst 2004 begannen die Arbeiten für die Turnhalle, die im Dezember 2005 abgeschlossen wurden. Im Mai 2006 fand die Einweihung der Schule und der Barbarahalle statt. 10 Klassen konnten im Gebäude unterrichtet werden. Die Erweiterung und die Renovierung der Schule kosteten etwa 2,5 Millionen Euro. Für die Barbarahalle wurden 2 Millionen Euro ausgegeben.
(Josef Kuhn)